statt „Time for a Change: Umstellung der Online Marketing-Abteilung auf Agile Teams” gab es den Vortrag „Agile Team from the Scratch”, Speaker Mario Hilmers ebenfalls von der Otto Group (dazu gehört nicht nur Otto, sondern auch Heine, Baur, Neckermann, shopping24, QUELLE, myToys und viele viele mehr).
Das Team hatte die Möglichkeit, ihre Tools und Arbeitsweisen komplett frei und neu aufzubauen und steckte viel Herzblut in diese Angelegenheit. Mario selbst lebt schon seit knapp vier Jahren einen agilen Workflow und möchte auch gar nicht mehr anders arbeiten. Nur noch Kanban & Scrum.
Auf dem Plan stand nichts anderes als das nach eigenen Aussagen größte Webanalyse-Projekt Europas: 16 Unternehmen aus dem DACH-Bereich mit über 100 Domains mit mehr als 200 Projektteilnehmern. Die Herausforderung war die Überführung des Projekts in einen laufenden, stabilen Betrieb, der mit Benchmarks und vielen Charts eine schnelle Auswertung sicherstellt.
Die Wahl der agilen Arbeitsweise mit dem Team war im ersten Schritt Kanban:
- Schnell aufzusetzen
- Arbeitsweise „Testen, erneut testen, Erfolgreich“
- Klassische und einfachstes Kanban-Board: Backlog, in Progress, Done
Dass Team startete mit einer einfachen Aufgabenliste in Excel, was Mario so jedoch nicht wieder empfehlen würde. Diese Liste wurde dann in Themen geclustert und mithilfe eines Beraters in ein Kanban-Board gegossen.
Version 1 war ein Kork-Brett mit vier Spalten. Wichtig dabei war die Visualisierung, wo Arbeitsleistung von anderen abhängt.
Version 3 beinhaltete dann vom Arbeitsablauf bereits Backlog, Next, In Progress, Challenge und Done
Wichtige Neuerung bei den Tickets: wann ist es in Backlog gekommen, wer hat es bearbeitet und wie lange hat es gedauert? Wenn ein Ticket zwei Monate oder länger hängt, wurde es einfach entfernt. Ist es doch wichtig, taucht es sowieso wieder auf.
Daily Standups
- 15min (zu knapp, aber zeitsparend)
- 30min (Zeitverschwendung, Themen schweifen ab)
- Richtige Uhrzeit: wahnsinnig wichtig, aber es ist schwierig, den richtigen Zeitpunkt für ein ganzes Team zu finden. Spielerische Strafen bei Zu-spät-Kommen verbesserten die Pünktlichkeit leicht
Mario führte weiter aus, dass das Team einfach selbst Lust auf agiles Arbeiten haben muss. Zusammen mit Ritualen wie Fitness-Dienstag, Bergfest mit Partyhüten feiern uvm. ist eine ausgewogene Mischung drin. Ebenfalls ist er der Meinung, dass Agil nicht möglich ist, wenn die Arbeit stark von externen Input abhängt.
Vorteile agiles Arbeiten:
- wahnsinnig transparentes Arbeiten (ist nicht jeder gewohnt)
- hohe Umsetzungsgeschwindigkeit (intern)
- viele Ideen durch offene Kommunikation (offen Reden ist aber auch nicht jeder gewohnt)
Das Team hat sich so also mittels Kanban mit der agilen Arbeitsweise vertraut gemacht und haben dann beschlossen, alles umzustellen und nach Scrum zu arbeiten:
- der erste Gehversuch ging schief: 1. Sprint exakt nach Lehrbuch durchgezogen, trotzdem (oder gerade deswegen) katastrophal
- inzwischen ist das Team nach 4-5 Sprints mit Reviews schon deutlich schneller unterwegs
- Software-Unterstützung mit Jira
Das Team um Mario war das erste bei der Otto Group, welches eine agile Arbeitsweise eingeführt hat, daher wurde mit Kanban gestartet. Auf die Frage, ob bei einer neuen Entscheidung Kanban oder Scrum gewählt werden würde, antwortete Mario schlicht mit: beides. Scrum als großer Überbau und Kanban im Kleinen.